Dienstag, 03. April 2018

Blasmusik lässt keine Wünsche offen

Musikverein Röllfeld sorgt in voll besetzter Hemmelrath-Halle für Begeisterung

Von we­gen nur »Di­cke-Ba­cken-Mu­sik«! Beim Os­ter­kon­zert des Mu­sik­ve­r­eins Röll­feld ka­men am Sonn­tag in der Hem­mel­rath-Hal­le al­le auf ih­re Kos­ten: Die An­hän­ger tra­di­tio­nel­ler Blas­mu­sik ver­lie­ßen nach dem Mi­li­tär­marsch und den böh­m­i­schen Klän­gen am En­de des zwei­stün­di­gen Pro­gramms hoch­zu­frie­den die voll be­setz­te Hal­le.

Davor gab es einen spannenden Mix aus symphonischer Blasmusik, aus intensiver Programmmusik und vor allem aus Medleys von bekannten Hits und eingängigen Filmmelodien. Immer wieder konnten die 35 Musikerinnen und Musiker des großen Orchesters ihre Qualitäten unter der sensiblen und doch festen Leitung von Thomas Schmitz bei den sauberen Einsätzen, beim harmonischen Zusammenspiel und bei den »sahnigen«, nahtlosen Übergängen zwischen den einzelnen Titeln eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Längst schöne Tradition beim Osterkonzert: Der Auftakt mit dem jungen Projektorchester aus 13 Akteuren nährte die Hoffnung, dass den Röllfeldern der Musik-Nachwuchs nicht ausgehen wird. Unter Schmitz‘ einfühlsamer Leitung begeisterten die Musiker – unter ihnen sechs junge Frauen – mit Präzision und Dynamik, als sie mit John Williams »Raiders March« den kraftvollen Einstieg in das Konzert gestalteten.

Wie im Brennglas

Dann bündelten sie in knapp 20 Minuten wie in einem Brennglas das überzeugende Programmkonzept des gesamten Osterkonzerts: das stilvolle und spannende Nebeneinander von fetzigen Titeln und ruhigen, sensiblen Sätzen, darunter Mancinis »Moon River« und das atmosphärisch dichte Klangbild des Jack-White-Hits »Seven Nation Army«, das an diesem Abend nicht nur Bayern-München-Fans zum Jubeln brachte.

Moderator Christoph Becker machte mit sachlichen, meist kurzen Erläuterungen klar, dass es an diesem Abend vor allem um die Musik ging. Mit seinem trockenen Humor brachte er die Zuhörer manchmal zum Schmunzeln. Zugegeben: Für die häufigen langen Gänge über die Bühne bis zur nächsten Ansage hätte man eine bessere Lösung finden können – beispielsweise die Ansagen für zwei Titel zusammenfassen. Aber das trübte den Hörgenuss an diesem Abend nicht.

Der Klangkörper des großen Orchesters mit der spürbaren Konzentration aller Akteure auf den Dirigenten meisterte alle Herausforderungen des erfreulich anspruchsvollen Programms souverän. Dazu gehörte beispielsweise der Gegensatz zwischen dem dynamisch-pointierten Einzugsmarsch aus dem »Zigeunerbaron« und dem weichen, harmonischen Walzer »Träumerei«. Bei der fantasieanregenden »La Storia« des Jacob de Haan konnten die Zuhörer mit geschlossenen Augen in ihrem Kopf ihren ganz individuellen Film ablaufen lassen.

Einen Höhepunkt des reizvollen Programms bildete Rimski-Korsakovs Konzert für Posaune und Orchester von 1878 – mit den Sätzen Allegro, Andante und Allegretto für den Solisten, für das Orchester und auch für das Publikum eine echte Herausforderung. Gleich vorweg: Alle bestanden diese glänzend: Die Zuhörer blieben in den zehn Minuten hochkonzentriert, das Orchester bewies Flexibilität und Einfühlungsvermögen, und vom souveränen und beseelten Solopart des jungen Posaunisten Maximilian Weber wird man nicht nur in Röllfeld noch lange schwärmen.

Wunderbare Abrundung

Eine wunderbare Abrundung waren die mitreißenden Medleys. Gäbe es dafür einen Extra-Wettbewerb, würden die Röllfelder Musiker ganz sicher zu den großen Favoriten zählen. Ob das temperamentvolle Santana-Porträt mit den dichten Latin-Klängen, ob die Breitleinwandmusik des Martin Böttcher über Winnetou und Old Shatterhand oder »Disney Movie Magic«, bei dem Comicfiguren ihren akustischen Auftritt feierten – es blieben tatsächlich zwei Stunden lang keine Wünsche offen.

Ob Thomas Schmitz mit seiner Gesangseinlage »Über sieben Brücken« nun Peter Maffay oder Herbert Dreilich von »Karat« vergessen machen konnte, mag man bezweifeln. Dafür aber glänzte er als Dirigent immer wieder – und darauf kam es ja an.

Heinz Linduschka

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