Röllfelder Bläser schwungvoll auf den Flügeln der Musik
Projektorchester und Blaskapelle sorgen für beste Laune
Auch die 43. Auflage des Osterkonzerts in der frühlingshaft geschmückten Jakob-Hemmelrath-Halle im Klingenberger Stadtteil Röllfeld am Sonntagabend bewies: Ohne diesen temperamentvollen Auftritt der 32 Aktiven des Musikvereins würde nicht nur vielen Bürgern etwas fehlen.
Das sonnige Wetter hatte diesmal dafür gesorgt, dass nicht alle Stühle besetzt waren. Schade, denn was das Orchester zu bieten hatte, hätte eine volle Halle verdient. Seit 25 Jahren dirigiert Thomas Schmitz das Orchester – Rekord in der langen Geschichte des Musikvereins. Mit jugendlichem Elan »enterte« Schmitz die Bühne, um zunächst mit dem Dutzend junger Frauen und Männer des Projektorchesters einen schwungvollen Start hinzulegen.
Roger Millers »King of the road«, das atmosphärisch dichte »Yellow River« und das pointierte »New York, New York« kamen so gut an, dass die Zugabe-Rufe des Publikums noch das Rhythm-and-Blues-Stück »Hit the Road Jack« erzwangen.
Eröffnungsfanare
Dem folgte die Eröffnungsfanfare und Hymne aus der Feder Jacob de Haas, die 2005 die Nordischen Weltmeisterschaften in Oberstdorf eingeläutet hatte. In seiner frischen Interpretation startete damit das große Orchesters die Reihe der elf Stücke, die allesamt unter Schmitz‘ präziser und erfreulich uneitler Leitung mit schöner Ensembleharmonie, sicheren Tempi- und Dynamikwechseln und mit spürbarer Spielfreude in die Halle gezaubert wurden.
Das Repertoire der Röllfelder ist so groß, dass Freunde traditioneller Blasmusik genau so auf ihre Kosten. Der lebhafte Paso doble aus dem Spanien der 20er Jahre ließ manche Füße wippen. Jürgen Ebert und Tobias Schwarzer bewiesen bei ihrem Klarinettenduo im Polka-Fox »Ein verliebtes Wurzelpaar« musikalischen Humor und technische Brillanz. Das Orchester bewältigte die Stimmungs- und Tempowechsel in Ted Huggens »Choral an Rock-out« so souverän, dass man nachvollziehen konnte, warum in den 70er Jahren diese Komposition europaweit der Renner bei Harmonie- und Fanfarenorchestern war.
Im Jahr der Silberhochzeit von Dirigent und Orchester durften natürlich die Sahnestücke aus der fruchtbaren Zusammenarbeit nicht fehlen. Wieder einmal begeisterten die scheinbar mühelosen, perfekten Übergänge zwischen den einzelnen Titeln in Medleys aus Shanties, Volksliedern und Schlagern der Gruppe Santiano oder zwischen inzwischen legendären Hits wie »My Way«, »I can’t stop loving you« und »The way you make me feel« beim Michael-Jackson-Medley.
Markenzeichen Ensembleklang
Ein Markenzeichen der Röllfelder ist der geschlossene Ensembleklang, bei dem weder Leichtigkeit fehlt, noch der musikalische Witz zu kurz kommt. Dazwischen durften auch Musikerinnen und Musiker immer wieder mal solistisch präsentieren. Heuer bekam Mathias Weis erst für sein mitreißendes Schlagzeugsolo am Ende von Ted Huggens »Rock out«, und dann für seinen fantasievollen, rhythmischen Einsatz von Sandpapier der Körnung 18 bei Leroy Andersons »Sandpaper Ballet« langanhaltenden Szenenbeifall – der auch dem bruchlosen Zusammenspiel mit dem Orchester und der sensiblen und doch festen Stabführung Schmitz‘ galt.
Die Traditionalisten unter den Zuhörern, denen in den zwei Stunden Walzer und Polkas ein bisschen zu kurz gekommen waren, wurden mit einem schönen Überraschungsei nach Hause entlassen: mit der beeindruckenden mährischen Polka »Morgenblüten«.
Zufriedener Vorsitzender
Am Ende war Vorsitzender Markus Lang rundum zufrieden: Mit den Musikern, mit dem Orchesterleiter und auch mit Moderator Christoph Becker, der konzentriert und kurzweilig durchs Programm geführt hatte. Nicht nur bei Lang, sondern bei vielen Freunden der Blasmusik blieben nur zwei Wünsche offen: 2020 sollte die Hemmelrath-Halle beim Osterkonzert aus den Nähten platzen und noch mehr Mädchen und Jungen sollten beim MV Röllfeld ausprobieren, wie viel Spaß es machen kann, in einer harmonischen Gruppe gemeinsam zu musizieren.
Heinz Linduschka